Bevor es mit Wohnwagen oder Wohnmobil auf große Fahrt geht, müssen weniger routinierte Camper an…

Wohnwagenreifen – wichtig aber oft vernachlässigt
Auf alles an und in unseren Freizeitanhängern haben wir ein Auge. Ist er sauber für die nächste Ausfahrt? Ist ein Kratzer auf der Oberfläche, ärgern wir uns. Klemmt eine Tür oder ein Fenster, schaffen wir sofort Abhilfe. Doch warum, fragt man sich, fristen die Wohnwagenreifen ein Schattendasein?
In diesem Beitrag gebe ich dir einige Tipps an die Hand, die dir helfen sollen, die Caravanreifen aus ihrem Schattendasein zu holen. Du erfährst Grundlegendes über die Kennzeichnung der Pneus, die für viele Menschen ein «Buch mit sieben Siegeln» ist. Außerdem erkläre ich dir, worauf du vor, während und nach der Saison achten solltest, um möglichst lange Freude an deinen Wohnwagenreifen zu haben und bei deiner nächsten Tour sicher an dein Ferienziel zu kommen.
Die Reifen sind schließlich die Teile des Caravans, die dabei helfen, uns von A nach B zu bringen. Sie sind die einzigen Bestandteile unseres rollenden Zuhauses, die mit dem Asphalt der Straße in Verbindung kommen. Sie helfen uns dabei, sicher durch Kurven zu driften und sie übertragen die Bremskraft auf die Straße, wenn es brenzlig wird.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass der Wohnanhänger die wenigste Zeit des Jahres auf der Straße unterwegs ist. Die meiste Zeit seines Daseins verbringt er normalerweise aber auf einem Standplatz. Minusgrade im Winter wechseln sich mit heißen Temperaturen und Sonneneinstrahlung ab und setzen dem Material zu. Und auch, wenn er ein „Dach über dem Kopf“ hat, führt das dauerhafte Stehen zu Verformungen des Reifens und die Zuschlagsstoffe, die das Reifengummi geschmeidig halten, verlieren in der Bewegungslosigkeit ihre Flexibilität.
Inhaltsverzeichnis
- Braucht der Wohnwagen spezielle Reifen?
- Warum ist es wichtig, dem Reifen Beachtung zu schenken?
- «Geheimcode entschlüsselt“: Die Kennzeichnung der Reifen
- Welche dieser Daten sind beim Wohnwagen relevant?
- Reifenprofil und -alter
- Reifen und 100er Zulassung
- Grundsätzliche Überlegungen bei der Neuanschaffung von Wohnwagenreifen
- Der Caravanreifen vor der Saison
- Die Pflege während der Saison
- Der richtige Luftdruck für Wohnwagenreifen
- Vorbereitung auf den Winterschlaf
- Fazit
Braucht der Wohnwagen spezielle Reifen?
Die Produktion eines Anhänger- oder Wohnwagenreifens folgt den gleichen Bedingungen wie die Fertigung normaler Autoreifen. Der Unterschied liegt – äußerlich nicht erkennbar – an dem Aufbau der Karkassen.
Diese sind für Anhänger prinzipiell tragfähiger gebaut. So verfügen sie über mehr Gewebeschichten, was die Flankenstabilität erhöht. Diese Schichten setzen sich zumeist aus Kunstfasern und Kunstseide zusammen. Bei den sogenannten Radialreifen laufen die Karkassenfäden quer zur Laufrichtung des Reifens und bestehen aus Stahlcorden. Zusammen mit den Laufstreifen, die als äußere Schicht des Reifens für eine gute Haftung auf der Straße sorgen, sind sie für die Tragfähigkeit und Formstabilität der Reifen verantwortlich.
Wohnwagenfahrer profitieren somit von der Spurtreue und niedrigeren Wankmomenten, was sich positiv auf den Fahrkomfort und vor allem auf die Sicherheit auswirkt.
▶▶ Wichtig zu wissen! Die Angaben, welche Reifen für deinen Wohnanhänger vorgeschrieben sind, findest du in den Zulassungspapieren. Achte beim Kauf neuer Wohnwagenreifen auf diese Vorgaben, denn die Montage unqualifizierter Pneus führt zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und des Versicherungsschutzes!

Warum ist es wichtig, dem Reifen Beachtung zu schenken?
Reifen, Felgen und Ventile gehören zu den wichtigen Teilen unseres Wohnwagens. Sie sind der Witterung ausgesetzt und haben – im Gegensatz zu den übrigen Aufbauten – mechanische Beanspruchungen hinzunehmen: Asphalt, Wasser, Schotter, Steine, Sand, Gras und Schmodder sind nur einige Elemente, die wir auf unseren Ausflugs- oder Urlaubsfahrten unter den Rädern haben.
Wenn nun Reifen montiert sind, denen bis dato keine Beachtung geschenkt wurde, können sie den Caravan zum Schlingern bringen, Luft verlieren, den Wohnanhänger während der Fahrt unrund laufen lassen oder gar platzen. Und dass der Reifen bei flotter Fahrt platzt oder sich gar die Karkasse löst, sind Schreckszenarien, die du als verantwortungsbewusster Gespannfahrer ohnehin niemals erleben willst.
«Geheimcode entschlüsselt“: Die Kennzeichnung der Reifen
Was auf der Flanke deiner Pneus aussieht wie eine verwirrende Aneinanderreihung verschiedener Buchstaben und Zahlen, ist die Reifenbezeichnung. Dieser Code gibt dir unter anderem die Größe, das Alter, die zulässige Höchstgeschwindigkeit und den Lastindex an. Aber was bedeutet die Reifenbeschriftung genau?

Kommen wir zunächst zur Reifengröße
Die Kennzeichnung 195 / 60R16 89H sagt schon einiges aus:
1. Reifenbreite
Die ersten drei Ziffern, in diesem Fall 195, beziehen sich auf die Breite des Reifens in Millimetern – von der Innen- bis zur Außenwand des Reifens (in unserem Beispiel 195 mm).
2. Profilquerschnitt
Die nächste Zahl nach dem Schrägstrich (in unserem Beispiel die 60) steht für den Profilquerschnitt bzw. für das Höhen-Breiten-Verhältnis des Reifens. Es zeigt dir das Verhältnis der Höhe der Seitenwand zur Reifenbreite. In diesem Beispiel bedeutet also die 60, dass die Reifenhöhe 60 Prozent der Reifenbreite von 195 mm beträgt. In diesem Fall 117 mm).
Merke: Je größer die Zahl des Profilquerschnitts, desto höher ist die Seitenwand!
3. Reifenbauart
Der Buchstabe R weist darauf hin, dass der Reifen ein Radialreifen ist. Bei fast allen neuen Autoreifen handelt es sich um diese Art von Reifen, da sie mehr Sicherheit und Fahrkomfort bieten.
4. Felge
Die Ziffern rechts neben dem Buchstaben zur Bauart bezeichnen den Felgendurchmesser, der in Zoll angegeben wird. In unserem Beispiel ist es also eine 16”-Felge, was einem Durchmesser von 40,64 cm entspricht.
5. C oder CP?
Zwischen der Zollangabe und dem Lastindex findest du bei speziellen Reifen für Transporter ein C für den Cargo-Reifen eines Transporters oder ein CP für den Caravan-Pneu.
Die Transporterreifen zeichnen sich durch mehrlagigen Reifenunterbau und die verstärkten Reifenflanken aus. Daher ist diese Bereifung vor allem für Leicht-LKW, Vans, Transporter und manche Offroad-Fahrzeuge konzipiert. Die C-Decke dieser Reifen vertragen problemlos höhere Lasten des Fahrzeuges und damit eine hohe Zuladung. Darüber hinaus zeichnen sich diese Reife durch eine hohe Laufleistung aus.
Für Wohnmobile oder Caravans wurden inzwischen auch neue Reifen kreiert, die sich durch das CP erkenntlich machen. Da Campingfahrzeuge häufig über einen längeren Zeitraum stehen und es sich um Saison-Fahrzeuge handelt, besteht die Gefahr eines Standplattens. Gerade lange Standzeiten sowie der Einfluss der Witterung auf das Gummi spielen dabei eine wichtige Rolle. Die CP-Reifen verhindern einen Standplatten, da sie besonders robust gebaut und haltbar sind.
6. Die wichtigste Ziffer für den Caravan: Der Load Index (Tragfähigkeitskennziffer)
In der letzten Kennzahl, in diesem Beispiel die 89, liest du den Indexwert für die Tragfähigkeit des Reifens ab. Das heißt, dass die Ziffern für die maximale Traglast (in kg) stehen, mit der der Reifen belastet werden darf. Wie dieser Index sich laut „EU-Norm ECE-R 3“ jeweils aufschlüsselt, zeigt dir die folgende Tabelle:
Index | Last in kg | Index | Last in kg |
62 | 265 | 100 | 800 |
63 | 272 | 101 | 825 |
64 | 280 | 102 | 850 |
65 | 290 | 103 | 875 |
66 | 300 | 104 | 900 |
67 | 307 | 105 | 925 |
68 | 315 | 106 | 950 |
69 | 325 | 107 | 975 |
70 | 335 | 108 | 1000 |
71 | 345 | 109 | 1030 |
72 | 355 | 110 | 1060 |
73 | 365 | 111 | 1090 |
74 | 375 | 112 | 1120 |
75 | 387 | 113 | 1150 |
76 | 400 | 114 | 1180 |
77 | 412 | 115 | 1215 |
78 | 425 | 116 | 1250 |
79 | 437 | 117 | 1285 |
80 | 450 | 118 | 1320 |
81 | 462 | 119 | 1360 |
82 | 475 | 120 | 1400 |
83 | 487 | 121 | 1450 |
84 | 500 | 122 | 1500 |
85 | 515 | 123 | 1550 |
86 | 530 | 124 | 1600 |
87 | 545 | 125 | 1650 |
88 | 560 | 126 | 1700 |
89 | 580 | ||
90 | 600 | ||
91 | 615 | ||
92 | 630 | ||
93 | 650 | ||
94 | 670 | ||
95 | 690 |
Wenn wir bei unserem Beispiel, also der Ziffer 89 bleiben, liest du dort einen Last-Index von 580 kg Traglast je Rad ab.
7. Geschwindigkeitsindex (Speedindex)
Der Buchstabe hinter dem Last-Index kennzeichnet den Speed-Index. Dieser reicht von F (maximal 80 km/h) bis Y (maximal 300 km/h) und gibt die Höchstgeschwindigkeit an, die du mit diesem Reifen fahren darfst.
In unserem Beispiel steht also für das H in der Reifenkennzeichnung die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h.
In der folgenden Tabelle siehst du, welche Höchstgeschwindigkeit der jeweilige Kennbuchstabe zulässt.
Kennzeichnung | km/h |
F | 80 |
G | 90 |
J | 100 |
K | 110 |
L | 120 |
M | 130 |
N | 140 |
P | 150 |
Q | 160 |
R | 170 |
S | 180 |
T | 190 |
U | 200 |
H | 210 |
V | 240 |
W | 270 |
Z | 240+ |
Y | 300 |
▶▶ Gut zu wissen: Um bei einem Wohnwagen an die begehrte 100er-Zulassung zu kommen, ist der Index L, also zulässig für ein Tempo von 120 km/h, zwingend notwendig. Hier findest du ausführliche Informationen zur 100er-Zulassung.
Was bedeutet die Reifenkennzeichnung DOT?
Die DOT-Nummer (Department of Transportation) gibt das Herstellungsdatum der Reifen an. Auch dieser Wert ist für dich als Caravaner interessant, damit du dich über das Alter der Reifen informieren kannst. Diese Kennzeichnung besteht aus einer Kombination von Ziffern und Buchstaben und lässt sich ebenfalls an der Flanke deines Reifens finden.
Diese Kennzeichnung auf den Reifen liest du beispielsweise so: „DOT H2UV YC3B 4019. Dabei kennzeichnen die vorderen Zahlen und Buchstabe die Zulassungsnummer des US-Verkehrsministeriums. Wichtig ist für uns aber die vierstellige Ziffernfolge am Ende des Codes. Sie gibt die Herstellungswoche und das Herstellungsjahr der Reifen an.
In unserem Beispiel wurde der Reifen mit der DOT … 4019 also in der 40. Kalenderwoche des Jahres 2019 produziert.

Welche dieser Daten sind beim Wohnwagen relevant?
Zum einen ist der Last- oder Tragfähigkeitsindex von Bedeutung. Dieser gibt an, wie schwer ein Reifen maximal belastet werden darf. Dieser Wert findet sich auch in der Zulassungsbescheinigung Teil 1, dem sogenannten Fahrzeugschein. Unter den Punkten 15.1 bis 15.3 ist die zulässige Reifengröße mit dem Lastindex vermerkt. Hiermit hast du einen Anhaltspunkt, wie hoch das Gewicht auf dem Reifen sein darf. Damit trägt er stets die Hälfte der maximal zulässigen Achslast.
Beachten solltest du aber, dass dieser Index keine absolute Größe ist. Reifenluftdruck und Fahrgeschwindigkeit sind beeinflussende Faktoren, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Es gilt hierbei: Sowohl mit sinkendem Luftdruck als auch bei höherer Geschwindigkeit nimmt die Belastbarkeit des Reifens ab. Dementsprechend kann durch eine Erhöhung des Befülldrucks die Belastbarkeit vergrößert werden. Dabei darf aber der maximale Luftdruck eines Reifens von – in der Regel – 3 bar nicht überschritten werden!
Ebenso sollte der vom Hersteller empfohlene Luftdruck nicht unterschritten werden, bringt dies doch verschiedene negative Begleiterscheinungen mit sich. Neben der schnelleren Profilabnutzung erhöht sich der Spritverbrauch des Zugfahrzeugs. Außerdem riskierst du, dass sich die Fahreigenschaften verschlechtern und die Gefahr besteht, dass der Reifen beschädigt wird.
Reifenprofil und -alter
Wohnwagenreifen sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt, sei es durch das tägliche Fahren, durch entsprechendes Gewicht, Umwelteinflüsse und auch durch teilweise lange Standzeiten. Doch wie lange sind sie noch okay und vor allem sicher?
Ebenso wie beim Autoreifen gilt gesetzlich die Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern, gemessen an den entsprechenden Verschleißpunkten. Der unvermeidliche Abrieb wird dir durch die sogenannten Tread Wear Indicators (TWI) – die kleinen Gummihöcker in den Profilrillen angezeigt, die die entsprechende Grenze markieren.
Empfehlenswert ist es trotzdem nicht, das Material bis auf die gesetzliche Mindesttiefe herunterzufahren. Wir raten dir, in Anlehnung an Empfehlungen von ADAC und weiteren Experten, die Grenze zum Austausch der Reifen deutlich weiter oben anzusetzen, nämlich bei mindestens drei (Sommerreifen) bis vier Millimetern (Winterreifen).
▶▶ Mein Tipp: Die Profiltiefe lässt sich leicht überprüfen. Bei Sommerreifen muss der kupferfarbene Rand einer Ein-Euro-Münze ganz im Profil verschwinden, bei Winter- oder Ganzjahresreifen der silberne Rand einer Zwei-Euro-Münze.
Unabhängig vom Faktor Profiltiefe sollten Reifen grundsätzlich nach acht bis zehn Jahren gewechselt werden. Denn durch Umwelteinflüsse wie Temperaturschwankungen oder UV-Strahlung ermüdet das Material früher oder später, zudem werden die Reifen während der Fahrt durch Gewicht und Geschwindigkeit stark beansprucht.
Reifen und 100er Zulassung
Für die 100er-Zulassung für den Wohnwagen spielen neben zahlreichen anderen Voraussetzungen auch die Reifen eine bedeutende Rolle: Für die Zulassung müssen diese jünger als sechs Jahre sein (DOT-Nummer wird kontrolliert) und die Reifen müssen der richtigen Geschwindigkeitsklasse angehören: Im Falle der 100 km/h-Zulassung muss die Geschwindigkeitsklasse mindestens L (120 km/h) sein.
▶▶ Achtung: In der Reifenbranche gilt ein Reifen bis zu drei Jahren ab Produktionsdatum als «neu».
Das bedeutet: Erwirbst du einen neuen Reifen und achtest nicht auf die DOT-Nummer, kann es dir schlimmstenfalls passieren, dass die Reifen diese drei Jahre nahezu ausgeschöpft haben. In diesem Fall kannst nur noch weitere drei Jahre mit der 100er-Zulassung fahren. Gerade im Internet gibt es oftmals günstige Angebote – hier kann der Preis unter Umständen daran liegen, dass die Reifen schon “etwas älter” sind. Hier besser nach dem Herstellungsdatum fragen.
Doch wie werden die sechs Jahre exakt gerechnet? Diese Frage ist eine vieldiskutierte unter Wohnwagenbesitzer:innen. Mit unserem Experten Anton Happacher, Kundendienstleiter bei der Firma Fendt Caravan, haben wir in unserem Podcast zu Wohnwagenreifen unter anderem über dieses Thema gesprochen.
Fakt ist, sobald die Reifen älter als sechs Jahre sind, erlischt die 100er-Zulassung – selbst, wenn die Plakette noch am Wohnwagenheck klebt. Jünger als sechs Jahre heißt, bis einschließlich fünf Jahre und 52 Wochen oder 365 Tage. Je nachdem, was bei der DOT-Nummer angegeben ist, kannst du es also auf den Tag oder eben auf die Kalenderwoche genau berechnen. Ist das Datum oder die Kalenderwoche überschritten, und sei es nur um einen Tag oder eine Woche, erlischt die 100er-Zulassung.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Wenn dein Caravan die 100er-Zulassung hat, solltest du unbedingt darauf achten, dass das Alter der Reifen unter 6 Jahren liegt. Bei älteren Reifen verlierst du diese Zulassung.
- Denke daran, dass dir bei der Neuanschaffung von Reifen der Lastindex Hinweise auf die Traglast der Reifen gibt. So bist du bei der Neuanschaffung und Montage auf der sicheren Seite.
- Der Geschwindigkeitsindex hilft dir, den richtigen Reifen auszusuchen. Für den Wohnanhänger mit 100er-Zulassung brauchst du mindestens die Kennziffer L, die für 110 km/h zugelassen ist.
- Ein zu geringer Luftdruck laut einer Statistik die Ursache fast aller geplatzten Reifen auf Autobahnen ist. Daher ist es wichtig, dass du regelmäßig den Luftdruck aller Reifen (ggf. auch des Reserverads) kontrollierst.
Grundsätzliche Überlegungen bei der Neuanschaffung von Wohnwagenreifen
Bei einer Neuanschaffung stehst du bei der Reifenwahl angesichts des riesigen Angebotes auf dem Markt vor der Qual. Jedoch solltest du für die Bereifung deines Caravans dieselbe Entscheidung treffen, wie für das Zugfahrzeug: Spare nicht an der Sicherheit! Es stellt sich nämlich immer die Frage, ob es der teure Markenreifen sein muss oder ob es für die Urlaubs- und Wochenendtouren nicht auch der Billigreifen tut.
Bei der Auswahl hilft dir ein Blick in die Reifentests. In den meisten Fällen zeichnet sich zwischen einem Marken- und einem Billigreifen ein deutliches Gefälle ab, das bei Nässe oder dem Bremsverhalten zulasten der Sicherheit geht.
Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Frage, auf welchen Reifen du zurückgreifen sollst: Reicht ein Sommerreifen oder soll es ein Winter- oder Ganzjahresreifen sein? Das wiederum hängt ganz von deinen Campinggewohnheiten ab. Gehörst du zu den eingeschworenen Fans des Wintercampings, sind Winterreifen ein Muss. Nähere Informationen dazu findest du im Beitrag «Winterreifenpflicht für Wohnwagen und Wohnmobil«. Fährst du hingegen nur während der Sommermonate durch die Landschaft, genügt in den meisten Fällen ein Sommer- oder Ganzjahresreifen. Auch hierzu findest du in den Reifentests eine Reihe hilfreicher Hinweise auf die passende Lösung.
Der Caravanreifen vor der Saison
Nach einem langen Winterschlaf des Wohnwagen solltest du die Reifen einer sehr genauen Sichtprüfung unterziehen.
- Stimmt die Profiltiefe?
- Sind Schäden sichtbar?
- Zeigt die Oberfläche poröse Stellen?
- Sind Risse erkennbar?
▶▶ Mein Tipp: Notiere dir die Profiltiefe und den Verschleiß. So hast du ständig einen Überblick und kannst genau planen, wann eine Neuanschaffung fällig wird.
Natürlich gehört auch jetzt eine gründliche Reinigung der Reifen wie auch die Überprüfung des Luftdrucks zum Fitnessprogramm deiner Pneus. Wirf unbedingt einen Blick auf unsere Checkliste, um deinen Caravan fit für die Campingsaison zu machen: Wohnwagen für die Reise vorzubereiten!
Die Pflege während der Saison
Nach einer Tour solltest du deine Reifen wieder einer Sichtprüfung unterziehen. Sie sind ständig äußeren Einflüssen wie Schmutz und Staub ausgesetzt und brauchen Pflege, wozu das Säubern ebenso gehört wie die Druckprüfung. Wenn das Fahrzeug wieder auf seinen Stellplatz muss, gib einfach 0,5 bar mehr Luft in die Reifen, um einem Standplatten vorzubeugen.
▶▶ Mein Tipp: Verwende für eine grobe Reinigung keine aggressiven Reiniger, die Lösungsmittel oder Öle beinhalten. Die Inhaltsstoffe schaden dem Reifen und den meisten Felgentypen. Greife stattdessen lieber auf lauwarmes Wasser, einen möglichst neuen Schwamm, eine weiche Bürste und einfaches Spülmittel oder Allzweckreiniger zurück. Ein Hochdruckreiniger kann auch eingesetzt werden. Verwende dabei aber idealerweise eine Düse mit einem breiten Strahl, da Rundstrahldüsen zu punktuell auf den Autoreifen einwirken und das Material beschädigen könnten. Achte zusätzlich auf ausreichenden Abstand von mindestens 20 Zentimeter und ziele nicht zu lange auf dieselbe Stelle – das schont den Reifen deutlich.
Da die Reifen auf UV-Strahlung empfindlich reagieren, solltest du sie während der Standzeiten zumindest gegen direktes Sonnenlicht schützen.

Der richtige Luftdruck für Wohnwagenreifen
Der optimale Luftdruck für die Reifen ist (fast) so individuell wie jeder Wohnwagen selbst. Durch unterschiedliche Größen, Gewichtsklassen & Co. gibt es hier eine Bandbreite, die sich bei etwa 3 bar bis 4,5 bar bewegt. In den Dokumenten für den Wohnwagen findest du die Angaben zum Reifentyp und dem empfohlenen Druck dazu.
Wichtig ist auch der Zeitpunkt des Prüfens. Optimal ist, wenn du den Luftdruck misst, solange die Reifen kalt sind. Denn ein warmer Reifen weist in der Regel zwischen 0,2 und 0,3 bar mehr Druck auf als ein kalter Reifen. Das heißt, du solltest noch nicht (viel) gefahren sein, es sollte im Hochsommer keine Sonne vorher drauf geschienen haben und im Winter sollten die Temperaturen nicht im Frostbereich liegen.
Nach Expertenmeinung ist eine Umgebungstemperatur zwischen 10 und 20 Grad Celsius perfekt. Je nach Beladung, die du immer mit im Blick haben solltest, kannst du bei diesen Bedingungen den vom Hersteller empfohlenen Reifendruck befüllen, bei etwas mehr Beladung als üblich vielleicht auch etwas mehr. Bis zu 0,3 bar über der Empfehlung sehen Fachleute im Allgemeinen als unproblematisch an.
Zu gering darf der Reifendruck auch nicht sein, denn das birgt neben einem höheren Spritverbrauch auch ernstzunehmende Risiken wie einen zunehmenden Verschleiß der Reifen oder eine Änderung des Nachlaufverhaltens des Wohnwagens – alles sicherheitsrelevante Punkte, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Vorbereitung auf den Winterschlaf
Wenn du nicht gerade zu den Wintercamping-Enthusiasten gehörst, wirst du, bevor es kalt wird und der erste Schnee fällt, deinen Caravan einmotten. Auch hier solltest du den Reifen zunächst mit einer gründlichen Reinigung Beachtung schenken.
Ist die schönste Zeit des Jahres vorbei und der Caravan wird über Monate nicht bewegt, droht außerdem die Gefahr eines sogenannten Standplattens: Wenn Reifen zu lange an derselben Stelle auf dem Boden stehen, verformen sie sich – und das umso schneller, je höher die Umgebungstemperatur ist. Reifenexperten raten daher, den Anhänger auch außerhalb der Campingsaison mindestens einmal im Monat um einen halben Meter zu bewegen.
Außerdem wäre es überlegenswert, den Wohnhänger aufzubocken, damit die Reifen entlastet werden. Dabei ist der Luftdruck auch im Stand immer mindestens auf dem in der Betriebsanleitung angegebenen Wert zu halten. Eine interessante Alternative bietet sich Campern mit abgerundeten Keilen. Diese entlasten die Reifen während der Standzeit und helfen so, Standplatten zu vermeiden.
Während der Winterpause empfiehlt es sich, den Luftdruck alle drei Monate zu überprüfen. Bei einem schleichenden Druckverlust (Faustformel 0,5 bar pro Monat) kann sich ein Standplatten bilden. Dabei verformt sich die Karkasse irreversibel und führt bei der nächsten Fahrt zu einem unrunden Lauf, der empfindlich stören kann.
Deshalb empfehlen wir, den Reifenluftdruck während des Unterstellens zu erhöhen, und zwar mindestens um 0,3 bis 0,5 bar über dem empfohlenen Wert während der normalen Nutzung. So kannst du dieses Übel relativ einfach vermeiden.
Hier findest du alle wichtigen Tipps, was du zum Wohnwagen und Wohnmobil winterfest machen wissen musst, inklusive Checkliste und Video.
Fazit
Wenn wir den Reifen unserer Wohnwagen ein wenig mehr Beachtung schenken, lohnen sie uns das mit längerer Haltbarkeit, mit Fahrkomfort und Sicherheit. Zur Pflege gehört die Sichtprüfung von Reifen, Felgen und Ventilen vor, während und nach einer Fahrt. Außerdem solltest du sie nach einem Ausflug oder vor dem Winterquartier säubern und während einer langen Standzeit hin und wieder bewegen oder den Caravan auf abgerundeten Keilen abstellen, um Standplatten zu vermeiden.
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Fotos: © Hubert Hunscheidt

Den Umstieg auf den Endlostrip hat er noch nicht geschafft. Aber er ist unterwegs, wann immer es seine Zeit und der Geldbeutel erlauben.
Lieblingspot: Französische Atlantikküste von Nord nach Süd – und retour.
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